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Depeche Mode Depeche Mode: Das Ist Demokratie (Intro, 2005)

demoderus

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Depeche Mode: Das Ist Demokratie
[Intro, Oktober 2005. Text: Jürgen Dobelmann / Thomas Wenker. Foto: Anton Corbijn.]
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Langweilig wird es nie. Mehr als zwei Jahrzehnte funktionerten Depeche Mode als profitable Produktions – und Performance-Unit für die Songs ihres Masterminds Martin L. Gore. Mit dem neuen Album »Playing The Angel« endet die Musikalische Autokratie des 44-Jährigen, der sich letzten Endes dem (öffentlichen) Druck des musisch unterforderten Frontmanns Dave Gahan beugen musste, der sich partout nicht mehr damit zufrieden geben wollte, als charismatischer Intrepret und Entänzer der Gore’schen Kompositionskunst in die Musikgeschichte einzugehen. Das Ende der Ära der Top-Down-Entscheidungen kommentierte der partiell Entmachtete mit einem gefassten »ich hatte zu akzeptieren, dass ich Zugeständnisse machen musste, wenn Depeche Mode als Band weitermachen sollten«, als wir ihn und Keyboarder Andrew Fletcher in der vierten Woche ihrer Promotion-Weltreise – kurz vor Beginn einer zweijährigen Welt-Tournee – im Berliner Hyatt Hotel antrafen.

Dave wurde mut der Aussage zitiert: »Es gibt noch viel zu tun mit Depeche Mode« - auch bezogen auf das Album, zu dem er jetzt erstmals drei Sonfs beigetratragen hat. Wie groß war sein Input also Songwriter – waren es genau die drei Stücke, die letzten Endes auf dem Album sind? Oder hatte er mehr geschrieben?

MG: Nein, es waren who eher fünfzehn Songs. Wir haben unseren Produzenten Ben Hillier mit weitaus mehr Kontroll-Kompetenzen ausgestattet, als wir es sonst anderen Produzenten zugestehen. Es war viel einfacher, ihn entscheiden zu lassen, welche von Daves fünfzehn Songs wir weiter bearbeiten. Ich denke, es ist vilig normal, dass Dave selber Songs schreiben wollte, nachdem er ein Soloalbum veröffentlicht und seine Erfahrungen diesbezüglich gesammelt hatte. Aber ich war nicht der Meinung, dass es nach 25 Jahren okay gewesen ware, wenn er pl:eek:tzlich f:unfzig Prozent des Albums geschrieben hätte. Wir einigten uns also auf zwei oder drei Songs und ließen Ben die Auswahl treffen.

War es das erste Mal, dass er tatsächlich mit Songs daherkam, die er dir vorspielte? Oder gab es das bereits bei den Platten zuvor, und seine Lieder hatten es einfach nicht auf das Album geschafft?

MG: Während Dave sein »Paper Monsters«-Projekt promotete, sagte er oft, dass er mich als eine Art totalitären Diktator betrachte, der es ihm nie erlaube, seine Ideen einzubringen und seine Songs auf den Alben zu verwenden. In Wirklichkeit passierte es aber nur ein einziges Mal, währendder Aufnahmen zu »Ultra«, dass er mir einen Song vorspielte. Und der bestand nur aus seiner Stimme, ohne jedes Instrument. Er hatte es an einem Strand eingesungen, Tim, der damalige Produzent, und ich waren nicht der Meinung, dass es zu den anderen Songs passte. Und das war das einzige Mal, dass er jemals einen Song anbrachte.

AF: Unglücklicherweise nutzt Dave Interviews manchmal als Therapie-Ersatz. Er lässt dann immer zu viel von dem raus, was ihm auf der Seele brennte. Er erzählt Journalisten auch immer viel, um sein Selbstwertgefühl aufzublasen – dast ist ziemlich offensichtlich. »Wie kommt es den, Dave, dass du nach 22, 23 Jahren plötzlich Songs schreibst? Warum hast du das vorher nicht gemacht?« Seine Antwort war natürlich: »Weil Martin mich nicht gelassen hat.« Das ist völliger Quatsch, weil Dave auch nie den Wunsch geäußert hat, Songs zu schreiben. Aber so ist Dave eben manchmal in Interviews. Er sagt Journalisten, was ihm im Kopf rumschwirrt.

Er hat also vor diesen Interviews nie seine Unzuhfriedenheit euch gegenüber geäußert?

AF: Nein, nein. Ich habe mir das aus den Beobachtungen hergeleitet, wie gut das aktuelle Projekt abgelaufen ist. Und schließlich begreift man dann, wie alles miteinander zusammenhängt.

Wenn schon kein »Diktator«, dann ist Martin bei Depeche Mode sicherlich derjenige, der immer bestimmt hat, wo es musikalisch langgeht. Wie schwer ist es dir gefallen, Martin, zuzulassen, dass andere beim Songwriting mitmischen und es darüber Diskussionen gibt?

MG: Ich hatte zu akzeptieren, dass ich Zugeständnisse machen musste, wenn Depeche Mode als Band weitermachen sollten. Dave ware sehr unbefriedigt gewesen, wenn er nichts zu den Songs auf diesem Album hätte beitragen können.

AF: Aber das ist ja das Gute, wenn man in einer Band ist. Mir haben Solo-Künstler in gewisser Weise immer Leid getan. Man muss alle Entscheidungen treffen, und man ist umgeben von Leuten, die für einen arbeiten. Wir sind aber eine Gruppe, wir können diskutieren. Das Gute bei der Etstehung dieses Albums war, dass wir uns sehr, sehr gut verstanden haben. Die Atmosphäre war fantastisch. Es war eine Demokratie, die perfekt funktionert hat. Vor einigen Jahren, als wir schlechte Zeiten durchmachten, wurde jede Diskussion gleich zum Streit. Jedes Mal, wenn wir ein meeting hatten, war es: »Oh nein, nicht schon weider…« Diesmal war die Atmosphäre super, und ich hoffe, dass man das dem Album anmerkt.

Wie muss man sich das erste Treffen nach Daves PR-Offensive konkret vorstellen? Habt ihr drei euch auf ein Bierchen getroffen und geplaudert?

MG: Wir können uns schlecht »auf ein Bierchen« treffen, weil Dave kein Bier trinkt. [lacht]

Okay. Wie war’s dann?

MG: Wir arrangierten ein Treffen in London, wir waren zufällig alle zur gleichen Zeit dort. Wir diskutierten die groben Pläne, und Dave spielte uns ein paar der Songs vor, die er geschreiben hatte, und ich spielte ihnen meine vor.

AF: Es war uns natürlich klar, was dave wollte. Er war sehr frustriert in den vergangenen zehn Jahren. Am Anfang unserer Karriere war er durchaus bereit, Texte zu singen, die jemand anderes geschreiben hatte. Das ist sehr ungewöhnlich in einer Band. Mir sind nur wenige Beispiele bekannt, wo das so war, z. B. bei The Who oder den frühen Oasis, wo Liam gesungen hat, was Noel schreib. In den letzten Jahren wurde das für Dave aber immer unbefreidigender und dann kam sein Soloalbum… Und das ist ein weiterer Grund, warum die Atmosphäre heute so viel besser ist als frher. Dave hat ganz einfach das Gefühl, mehr involviert zu sein.

Und dan hat Fletcher plötzlich gesagt: Hey Jungs, ich hab hier auch ein paar Stücke, die ich geschreiben habe?

MG: Komischerweise ist das nicht passiert. [lacht] Das heben wir uns für nächste Album auf.

Hattest du Angst, Martin, dass das eines Tages passieren könnte?

MG: Oh, nein. Ich bezweifle sehr stark, dass Andy jemals damit anfangen wird. Songs zu schreiben.

AF: Ich schreibe keine Songs. Ich hatte das Glück, in einer Band zu sein, die zwei der besten britischen Songwriter der der vergangenen 25 Jahre hervorgebracht hat: Vince Clarke und Martin Gore. Und nicht jeder kann Songs schreiben. Man muss auch mit der eigenen Rolle in der Band zufrieden sein. Das ist wichtig. Ich jann keine Songs schreiben. Ich kann über meine Gefühle redden, aber diese Sachen aufzuschreiben und iin einen Song einzubauen, damit es die ganze Welt hören kann, das interessiert mich überhaupt nicht. Null.
 

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Martin, bist du jemals auf die Idee gekommen, einen Sing mit Dave zusammen zu schreiben – so wie das andere Bands üblicherweise machen?

MG: Das is natürlich auch irgendwie eine Möglichkeit. Aber ich habe noch nie einen Song mit anderen Menschen zusammen geschreiben.

Niemals in deinem ganzen Leben?

MG: Ein einziges Mal, mit Claudia Brücken von Propaganda. Sie hatte eine Grundidee und einige Worte. Ich eliminierte die Grundidee und ihre Worte und stellte den Song fertig.

Diese Erfahrung war also nicht wirklich gut?

MG: Oh nein. Man kann nicht sagen, dass sie »nicht gut« war. Ich mochte das Endresultat. Aber die Idee, mit anderen Leuten in einem Raum zu sitzen und Songs zu Schreiben, behagt mir ganz einfach nicht.

Ich habe gelesen, dass du mit Gwen Stefani gearbeitet hast. Wie kann man sich das vorstellen? Hast du einen Songs geschreiben, der nicht auf das erste Album passte? Oder warst du mut ihr im Studio?

MG: Sie hat Kontakt zu mir aufgenommen und wollte ein paar Songs mit mir schreiben. Abere wie schon gesagt: Ich habe keine Lust, in einem Raum zu sitzen und mit jemandem Songs zu schreiben. Ich finde, Songwriting ist ein ziemlich persönliche Angelegenheit. Ich kan mir vorstellen, dass es ganz schön peinlich sein kann, mit jemandem zusammen Songs zu schreiben, den man nicht gut kennt. Gwen Stefani machte Witze darüber und sagte, sie have in den vergangenen zwei Jahren mit so vielen Leuten zusammen gearbeitet, um ihr Album zu machen, dass sie zur »Songwriting-Hure« geworden sei. Sie have das Stadium der Peinlichkeiten schon lange hinter sich gelassen.

Diesmal wart ihr alle während der Produktion im Studio. Das ist ein Unterschied zu früher, oder? Da habt ihr eher schichtweise gearbeitet, so wie man das von vielen Elektronik-Bands kennt, wo nicht immer alle gleichzeiting answesend sind.

MG: Also Alan Wilder in der Band war, war est oft so, dass wir die Songs fertig hatten, alle grundelegenden Dinge in die Wege geleitet hatten, und dann folgte ziemlich viel von dem, was wir »Screwdriver Work« nannten, Dast ist zwar ganz schön langweilig, aber es macht einen ziemlich großen Unterschied im Endergebnis aus. Andy und ich warteten also draußen und spielten Videospiele oder so, und drinnen waren Flood und Alan, die alles zurechtschraubten. Und später, als dave eine wirklich schlechte Phase durchmachte, war er eine paar Tage nicht im Studie anwesend, Aber dismal waren immer alle da.

Martin, deine krassen Outfits wurden in den Achtzigern und Neunzigern von vielen Teenagem kopiert. Wie findest du es heute, wenn sich deine Tochter Outfit-mäßig von HipHop-Stars oder Britney Spears beeinflussen lässt?

MG: Das lässt sich wohl nicht vermeiden.

Aber durch deinen Beruf weißt du ja, wie geplant so etwas z. T. initiiert wird. Verspürst du nicht den Drang, da irgendwie einzuschreiten?

MG: Kinder müssen ihren eigenen Stil entwickeln, da sollte ich mich nicht einmischen. Aber es gibt einige Situationen, wo ich nich wirklich wie ein klassicher Vater anhöre… Bei einigen Kleidungsstücken,da weiß ich wirklich nicht… Da gibt es Jeans, die sind so dermaßen knapp geschnitten… Wenn Kids zu meiner Zeit so rumgelaufen wären, dann hätte man sie sofort von der Schule heimgeschickt. Heutzutage wird das einfach akzeptiert.

Hast du manchmal ein Problem mit deiner Rolle als Vater – wo du auf der einen Seite konservative Ansichten durchstezen musst, obwohl du von deinem Naturell her lieber viel lockerer wärst?

MG: Wie gesagt, Kinder müssen ihren eigenen Still entwickeln. Und ich have wie gesagt das Glück, sehr brave Kinder zu haben, diemir so gut wie keinen Ärger machen. Bisher jedenfalls. Aber wer weiß, was in zwei drei Jahren ist…

Gibst du deinen Kindern auch Musik, die dir gefällt? Bist du in dieser Hinsicht der Traum-Vater, der alle Arten von Musik mit seinen Kindern teilt?

MG: Ich habe zwei töchter, eine ist vierzehn, eine zehn, und einen Sohn, der ist drei – er ist also ganz offensichtlich zu jung, um Musik auf diese Weise zu verstehen. Aber der 14-Jährigen gebe ich oft CDs zum Anhören, zuletzt habe ich ihr Sachen wie Iggy Pop und die White Stripes vorgespielt, das ist besser als zuvor – da hat sie Britney Spears gehört.

Thema »25 Jahre Depeche Mode«: Habt ihr jemals erwartet, diese Marke zu erreichen?

MG: Ich denke nicht, dass irgendjemand auf der Welt erwarten kann, so lange eine Rolle im Musikbusiness zu spielen, wenn man eine Band gründet. Unser erstes Ziel war es z. B., live aufzutreten, einen Gig klarzumachen. Und dann wollten wir eine Single veröffentlichen. Und danach ein Album. Und seitdem life es bei uns Album für Album.

Und wie oft habt ihr in dieser Zeit gedacht: Das war’s.

MG: Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals jemand von uns gesagt hat: »Das war’s. Das ist das Ende der Band.« Natürlich gab es einige schlimme Situationen, wo es danach aussah, als müsste sich die Band auflösen. Einer dieser einschneidenden Momente war, als Alan 1995 die Band verließ. Ich kann mich erinnern, dass ich auf dem Rückweg von diesem Meeting dachte: »Okay. Das ist wohl das Ende von Depeche Mode«. Und dann zu der Zeit, als Dave sehr krank war in New York. Er konnte eingach nicht mer singen. Ich kann mich an ein Krisen-Meeting mit Tim Simenon, dem Produzenten, erinnern, als wir der Meinung waren, dass es keine Möglichkeite gäbe, das Album fertig zu stellen – als Band.

AF: Ich hatte nur eine wirklich schlimme Phase bei Depeche Mode. Ich habe aber nie mit dem Gedanken gespielt, die Band zu verlassen. Nach »Songs Of Faith And Devotion« war ich sechs Monate im Krankenhaus, ich litt unter Depressionen, Angstzuständen, aber ich habe nie daran gedacht, nicht mehr in der Band zu sein. Mir ging es ganz einfach nicht gut.

Was war der absolute Highlight-Moment in der DM-Karriere?

AF: Zwischen »Violator« und »Songs Of Faith And Devotion« war die Band wirklich auf dem absoluten Höhepunkt. Besonders mit »Violator« haben wir so ziemlich alles richtig gemacht. Es war einfach unglaublich, wir haven dann tatsächlich den amerikanischen Markt geknackt. Das war ein fantastisches Gefühl. Danach kam für uns eine Phase absoluten Exzesses. Das war dann der absolute Tiefpunkt un meinem Leben, als ich dachte, dass ich da nie wieder rauskomme. Ich begab mich wegen der Depressionen in Therapie. Aber auf der anderen Seite hat das für einen persönlich auch seine guten Seiten, wenn man das mitmacht. Ich habe in dieser Zeit auch sehr viel gelernt.

MG: Wenn man zum ersten Mal die eigene Single im Radio hört, das ist ein wirklicher Höhenpunkt.

AF: Oh ja. Als unsere erste Single »Dreaming Of Me« zum ersten Mal gespielte wurde!
 

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Erinnert ihr euch noch an den Tag?

AF: Ja. Es war Peter Powell auf Radio One. Als uns jemand erzählte, dass er es spielen würde, sind wir alle in das kleine Büro gekommen, das Mute damals hatte, und wir saßen da zusammen um das Radio herum. Das war natürlich auch ein ganz unglaublicher Moment.

Ist »Älterwerden« ein Thema bei Depeche Mode? Zurzeit schreiben ja alle mal wieder über die Stones und deren Rolle als die alten Männer des Rock’n’Roll. Wenn man Texte über Depeche Mode liest, scheint das auch nach 25 Jahren kein Thema zu sein, was möglicherweise daran liegt, dass ihr eine elektronische Band seid. Denkt ihr manchmal daran, wie lange ihr noch als Popstar auf einer Bühne stehen könnt?

MG: Das ist schon etwas, über das man nachdenken muss. Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich immer noche große Freude, Musik zu machen. Und wir alle haben das Gefühl, dass wir gute Musik machen. Und wenn du das auch weiterhin machst, stellt sich die Frage überhaupt nicht. Einer der wichtigen Faktorn, warum wir überhaupt 25 Jahre durchgehalten haben, ist, dass wir das Glück hatten, nei mit einem Misserfolg fertig werden zu müssen. Viele Bands, die zur gleichen Zeit wie wir angefangen haben, mussten mit einem kontinuierlichen Abstieg klarkommen und mit ansehen, wie Konzerte nur noch halbvoll sind. Das kann bestimmte ziemlich entmutigend sein. Und wir hatten eben das Glück, dass wir uns mit so einer Situation nie auseinander setzen mussten.

Und im Gegensatz zu den Stones verkauft ihr ja auch noch jede Menge Platten – nicht nur Konzerttickets.

MG: Das ware natürlich auch sehr deprimierend, wenn wir auf eine ausverkaufte Tournee gehen, und alle kämen nur, um fünf oder zehn Songs aus den Achtzigern odeer Neunzigern zu hören. Ich glaube, wenn das der Fall ware, würden wir nicht weitermachen.

Habt ihr noch Knotakt zu Menschen euren Alters aus eurer Heimatstadt Basildon?

MG: Ja. Es gibt eine ganze Reihe alter Schulfreunde – die meisten von ihnen wohnen heute in London. Wenn wir in London sind, treffen wir uns oft mit ihnen.

Gibt es etwas, das ihr an der Normalität ihres Lebens beneidet?

MG: Ich habe schon oft gesagt, dass es einem nicht besonders gut bekommt, in einer Band zu sein. Normalität ist nicht das Schlechteste, was einem passieren kann. Aber ich würde nicht tauschen woollen. Es ist eine großartige Chance, es ist die beste Möglichkeit, weltweitzu kommunizieren. Es ist ganz einfach ein aufregender Lifestyle. Im gleichen Maße, wie ihr Leben sehr viel stabiler und ausgeglichener ist, gibt es Ding an der Normalität, die ich wirklich nicht mag.

AF: Ich führe ein Leben wie jeder andere in meinem Alter. Sie haben alle Kinder, sie haben ihr Karriere und mindestens so viel Stress wie ich. Ich sehe keinen Unterschied zu dem, was andere Leute machen.

Gab es in der Depeche-Mode-Geschichte jemals eine Person, die um ein Haar Bandmitglied geworden wäre? Eine Art Pete Best?

MG: Lustigerweise gab es tatsächlich so jemanden. Einer unserer Schulfreunde, der unsere Drum-Maschine bediente. Er schreibt heute Online-Reviews oder so ähnlich. Zu seinem Pech entdeckte er die Liebe und beschloss, die Band zu verlassen.

Ihr lebt auf der ganzen Welt verteilt. Ist das eher ein Vorteil, weil ihr dann verscheidene Einflüsse in die Musik einbrigt, oder ist es eher ein Problem?

AF: Es ist keim Problem. Aber dadurck, dass wir an dieser Orten leben, bringen wir keine »kulturellen Einflüsse« in die Musik ein. Es wäre früher in unserer Karriere nat:urlich ein Problem gewesen. Aber heute macht das keinen Unterschied. […] Dave und martin haben den größten Teil ihres Lebens in London zugebracht. Wir sind im Prinzip immer noche eine englische Band. Wenn Martin dir erzählt, wie sein Leben in Santa Barbara so aussieht, dann breichtet er, dass er abends in einen englischen Pub geht und Fußball spielt. Und außerdem: Santa Barbara hat keine Kultur. Aber ich denke, im Herzen sind wir noch immer drei britische Kids, die in verschiedenen Teilen der Welt leben. Aber das verursachte keine Problem. Und man dar nicht vergessen: In den kommenden zwei Jahren werden wir uns jeden Tag sehen. Da hat man nichts dagegen, wenn man sonst ein bisschen Entferhung zwischen sich hat.

Macht diese Aussicht auf eine solche Tour dir manchmal auch Angst?

AF: Das macht mir nicht aus. Es ist schließlich das, was ich seit 25 Jahren mache. Seit ich 17 war. Für mich ist das ganz einfach normal.
 

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Ob der Druck für eine Band wie Depeche Mode, die in ihrer Karrierre noch nie einen kommerziellen Flop hinnehmen musste, größer ist als etwa jener für in die Jahre gekommene Achtzige-Has-Beens wie z. B. Human League oder Madness, von denen kein Mensch mehr ernsthaft eine achtbare Chartsplatzierung erwartet, lässt sich für den außen Stehenden kaum abschätzen. Doch die Vermutung liegt nahe, dass lediglich Musiker, die sich längst aller monetären Sorgen entledigt haben, die Muße aufbringen, einen eitlen Streit um Songwriting-Anteile vom Zaun zi brechen wie jüngst die Herren Gore und Gahan. Dem zugetanen Hörer erscheint das Song-Qualitätsgefälle zwischen dem verdienten Kompositions-Veteranen und dem aufmüpfigen Liedermacher-Greenhorn keinesfalls augenscheinlich bzw. dramatisch. (Tipp: Selbst testen – welche Stücke sind von Gahan? Und nicht schummeln…) Dass es einer Gruppe kultivierter Mittvierziger, die sich einst als Freund zusammenfanden, um Popmusik zu machen, in den vergangenen Jahren nicht gelang, die künstlerischen Bedürfnis-Diskrepanzen der einzelnen Mitglieder intern zu schlichten, sonder dazu erst Gahans PR-Kampagne und ein externer Vermittler (Ben Hillier) nötig wurden, spricht gegen die im Interview oft beschworene Demokratie und das perfekt Miteinander. Doch möglicherweise ist es genau die Art Reibung die Depeche Mode benötigen, um immer wieder brillante Alben – wie jetzt »Playing The Angel« - erschaffen zu können. Solange die mentale und körperliche Gesundheit der Mitglieder dabe nicht auf der Strecke bleibt, ist gegen solche Techniken generell nichts einzuwenden. Und wir alle haben ja auch nach 25 Jahren noch was zu schreiben.


Ben Hillier

Mit dem Engagement als Depeche-Mode-Produzent ist der bebrillte Brite endgültig in der Platinum League seiner Zunft angekommen. Zuvor hatte Hillier durch seine Mitwirkung an hochgelobten wie erfolgreichen Alben auf sich aufmerksam gemacht. U. a. entstanden »Think Tank« (Blur), »Cast Of Thousands« (Elbow), »Some Cities« (Doves), »The Golden D« (Graham Coxon) und »Walking With Thee« (Clinic) unter seiner Regie. Als Engineer, Drummer und Pianist war er zuvor u. a. am U2-Album »Pop«, Suedes »Head Music«, Sophie Ellis-Bextors »Read My Lips« und, ähem,dem Lighthouse-Family-Album »Postcards From Heaven« beteiligt gewesen.

Vince Clarke

Der Songwriter und Keyboarder zählte neben Dave Gana, Martin Gore und Andrew Fletcher 1980 zu den Gründungsmitgliedern von Depeche Mode. Kurz nach dem ersten Album »Speak And Spell« (1981), f:ur das er bis auf zwei Ausnahmen alle Songs geschrieben hatte, stieg er aus, um fortan als Yazoo (mit Alison Moyet), The Assembly (u. a. mit Ex-Undertones Feargal Sharkey) und mit Paul Quinn (ehemals Josef K) Platten zu veröffentlichen. Seit 1985 ist er zusammen mit Sänger Andy Bell als Erasure erfolgreich.

Claudia Brücken

Als Sängerin des Elektro-Pop-Quartets Propaganda gelang der 42-jährigen Düsseldorferin 1985 mit »Dr Mabuse« ein veritabler hit in den UK-Charts. Auch dank des vom späteren Depeche-Mode-»Art Director« Anton Corbijn inszenierten Videos und des Hype-Labels ZTT (Frankie Goes To Hollywood, Art Of Noise etc.) entwickelten sich Propaganda zu einer New-Wave-Kultband und landeten eine Reihe Hits. Nach ihrem Abschied von Propaganda heiratete Claudia Brücken ZTT-Sloganizer und Journalist Paul Morley und veröffentlichte zusammen mit Thomas Leer Platten unter dem Namen ACT. »Cloud 9«, das Stück mit Martin Gore, wurde im vergangenen Jahr auf dem Album »Item« des Projekts Onetwoveröffentlicht.

Alan Wilder

Nach Vince Clarke Ausstieg übernahm der Londoner ca. 1982 dessen Platz im Depeche-Mode-Line-up. Als einziges Bandmitglied verfügte Wilder über eine Ausbildung als Musiker. 1995 verließ er – frustriert von seiner Zuarbeiter-Rolle – Depeche Mode, un sich um sein Projekt Recoil zu kümmern, das er seit 1987 betreibt. Das letzte Recoil-Albums »Liquid« stammt aus dem Jahr 2000. Ein Jahr später wirkte er noch am »Gift«-Album der Formation Curve mit Gerüchteweise soll der 45-Jährige jüngst mit den Arbeiten an einem neuen Recoil-Werk begonnen haben.

Flood

Die Produzentenlegende wurde 1960 als Mark Ellis in Manchester geboren und startete seine Karriere 1978 in den Londoner Battery Studios. Er war u. a. an der Produktion der Deeche-Mode-Alben »Violator« (1990) und »Songs Of Faith And Devotion« (1993) beteiligt. Sein Name findet sich darüber hinaus in den Album-Credits von U2, Nine Inch Nails, Nitzer Ebb, Smashing Pumpkins, Johnny Cash, James, Nick Cave, PJ Harvey, Erasure, JJ72, Curve, New Order, den Charlatans u. v. a. .

Basildon

Die Heimatstädt der Depeche-Mode-Gründungsmitglieder liegt 50 Kilometer östlich von London. Zwischen der A127 und A13. Die Stadt, die 1949 als Folge eins Zusammenschlusses nehrerer kleiner Ortschaften entstan, fasst ca. 120.000 Einwohner. Seit der Eröffnung des Bahnhofs im Jahre 1974 gehört die Stadt zum »Commuter Belt« der britischen Metropole. Neben Martin Gore, Andrew Fletcher, Dave Gahan und Vince Clarke stammt auch die Sängerin Alison Moyet von hier. Sie bildete zusammen mit Clarke Anfang der Achtzigerjahre das Synthie-Pop-Due Yazoo und startete später eine erfolgreiche Solo-Karriere.

Soloshows

Habt ihr euch ein Konzert von Daves Solo-Tour angeschaut?

MG: Ja. Ich war bei einem Auftritt in Los Angeles.

AF: Ich war beim Konzert in London.

Hat es euch gefallen?

AF: Das ist schwer zu sagen. Ich have nur seinen Hinterkopf gesehen. Wie sonst auch.

Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Er auf der Bühne und ihr nicht?

MG: Ich dachte, dass ich es sehr, sehr seltsam finden würde. Aber letzten Endes war es nicht so seltsam, wie ich gemutmaßt hatte. Es war für mich einfach eine ganz andere Sache. Auch wenn er einige unserer Songs gespielt hat.

AF: Für mich war es schone irgendwie seltsam.

Hast du dir auch Martins Solo-Shows angeschaut, Andrew?

AF: Ja. Sogar zwei. Eine in London und eine in Mailand. Ich finde, Dave hat das ganz gut gemacht sein »Paper Monsters« war eine gutes Debütalbum. Bei Martins Sachen gefällt mir »Counterfeit I« besser als »Counterfeit II«. Ich finde das Zweite etwas nachlässig. Das habe ich ihm auch gesagt. Ich finde, er hat sich da nicht genug getraut, das Album zeigt nicht sein enormes Talent.
 
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