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Depeche Mode Vertragen Sich Wieder (Sonic Seducer, 2005)

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Vertragen Sich Wieder
[Sonic Seducer, Oktober 2005. Text: Marcel Anders. Fotos: Anton Corbijn.]
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Rechtzeitig zum 25. Bandjubiläum warten die Synthie-Pop-Pionere mit einem neuen Album und einer weiteren Welttournee auf. Beim Interview in Düsseldorf stellten Keyboarder Martin Gore und Sänger Dave Gahan aber nicht nur die Termine vor.

Es ist nicht lange her, da hing der Haussegen bei den Herren Gahan, Gore und Fletcher so schief, dass ein weiteres Album, geschweige eine Tournee unmöglich schien. Schließlich legte Dave mit “Paper Monsters” ein derart starkes Solodebüt vor, dass er sich nicht länger dem Regime von Keyboarder Martin unterordnen, sonden mehr Mitspracherecht am Songwriting forderte. Nach über 20 Jahren ein später, aber umso dringlicherer Wunsch, der – das zeigte die Qualität seines Alleingangs – nicht von ungefähr kommt. Doch inzwischen, 14 Monate später, sind alle Spannungen vom Tisch: “Wir haben uns lange unterhalten”, so dave beim Sonic Seducer-Interview in der LTU Arena, “und dann eine Entscheidung getroffen, mit der wir alle sehr glücklich sind, nämlich dass ich einige meiner eigenen Songs auf dem Album unterbringen kann.”

Eine Regelung, mit der auch Gore konform geht: “Es ist das erste Mal, dass wir mehr Songs zur Verfügung haben, als wir für ein Album brauchen, was die Sache wirklich leichter macht”. Und so ist das kommende, elfte Studiowerk “Playing The Angel” (VÖ: 17.10.) auch der erste gruppendynamische Output seit den frühen 80ern. “Als wir die ersten Demos aufgenommen haben, wir das schon ein bisschen anders”, verrät Dave, dem man die 43 so gar nicht ansieht. “Trotzdem haben Depeche Mode einem bestimmten Sound. Und es ist nicht leicht, sich von dem zu lösen. Aber Ben Hillier, der Produzent, hat uns in eine etwas andere Richtung geführt. Und genau das wollten wir auch. Wir wollten mit jemandem arbeiten, der uns nach vorne pusht. Das hat er getan.” Mehr will Dave aber nicht verraten, außer dass der Sound weitaus abwechslungsreicher ist als beim Vorgänger “Exciter” von 2001, den er mittlerweile gar nicht mehr so “exciting” findet. Doch unter den neuen Rahmenbedingungen ist er durchaus bereit, das fortzusetzen, was er sich über ein Vierteljahrhundert mit Martin und Fletch aufgebaut hat: Eine der erfolgreichsten Bands der modernen Popmusik. Und das haben sie vor ein paar Monaten entsprechend gefeiert – mit einem gemütlichen Abendessen in einem New Yorker Thai-Restaurant. Nichts Großes, sonder laut Martin “eingach nur ein netter Abend”. Eine ungewöhnlich bescheidene Aktion für eine Band, die übe 100 Millionen Tonträger umgesetzt hat und sich anschickt, dieser Bilanz die sprichwörtliche Krone aufzusetzen. Einerseits mit ihrem elften Epos, andererseits mit einer ausführlichen Tour, die im Herbst in den USA startet und sie im Januar 2006 auch nach Deutschland führt: Für rekordverdächtige 13 Shows in den größten Hallen der Republik. Und mit einer aufwendigen Produktion, die Dave noch nicht vollends preisgeben will: “Sie stammt von Anton Corbijn und ist sehr simpel. Sie basiert daraug, uns wieder mehr als Band zu zeigen. Eben durch die Art, wie Bühne ausund hergerichtet ist. Wahrscheinlich verzichten wir auch auf Backing-Singer, wie wir sie zuletzt dabei hatten. Allein dadurch kommen wir mehr als Einheit rüber.” Was nach den Trennungsgerüchten der letzten Jahre extrem wichtig scheint. Und laut Martin Ausdruck von neuer Risikobereitschaft ist. Eben die Suche nach Herausforderungen statt das reine Abspulen von Routine. “Wir präsentieren uns als Powertrio – und müssen uns schon ein bisschen verrenken, um das Performance-technisch hinzukriegen. Aber Antons Idee ist allein deshalb interessant, weil wir die alten Songs mal ganz anders performen. Und das schlägt sich auch visuell nieder. Wir werden zwar wieder eine Art Film einspielen, aber doch ganz anders als früher.”

Und das nicht die einzige Neuerung auf dieser Tour. So suchen DM derzeit einen Support-Act, der nicht gleich nach wenigen Takten mit Unmutsbekundungen aller Art zu kämpfen hat. “Unsere Vorgruppen haben es immer sehr schwer”, so Martin. “Ich erinnere mich noch, wie wir Electribe 101 dabei hatten und drei Nächte in Paris gespielt haben. De hat sich der Sänger am zweiten und dritten Abend geweigert, auf die Bühne zu gehen, weil er mit Flaschen, Bechern und Münzen bombardiert worden war. Sie mussten dann ein Instrumental-Set spielen, die Ärmsten.” Und Dave führt fort: “Der einzige, der bei uns eine gute Figur gemacht hat, war Frank Tovey. Ganz einfach, weil er nicht die Art von Performer war, der sich vom Publikum irgendetwas gefallen lässt.Er ist einfach da rausgegangen und hat seine Show abgezogen. Dadurch hat er sich Respekt verdient.” Wer sich diesmal profilieren darf, lässt er offen. Sein Wunschkandidat wären die Gorillaz, das Cartoon-Projekt von Damon Albarn, doch der arbeitet gerade an einem neuen Blur-Album. Ansonsten will Dave diesmal weniger Zeit in Hotelzimmern verbringen, sondern “ein bisschen mehr rausgehen und mir die Orte ansehen, in denen wir spielen.” Dabei hapert es trotz regelmäßiger Stippvisiten an Sprachkenntnissen: “Ich kann nur ‘Spiegelei mit Bratkartoffeln, ohne Toast’”, lacht er Kollege Gore ist da schon eloquenter: “Ich have Deutsch in der Schule gelernt und eine Weile in Berlin gewohnt. Damals hatte ich eine deutsche Freundin (lacht laut los). Ja, ich spreche nicht Deutsch, aber ich spreche okay.” Und das braucht er auch, Schließlich sind die deutschen Fans sehr anhänglich und sämtliche Gigs ausverkauft – neues Album hin oder her. Wohl dem, der einen solchen Anhang hat.”

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