„Wir Hatten Keine Langzeitstrategie"
[Musikexpress, Februar 2005. Text: Frank Reinhard. Fotos: Slavica / Lenquette / Stills.]
„Ich habe damals nicht geglaubt, dass es Depeche Mode bis 1981 geben würde.” Ein Exklusivinterview mit Martin Gore, dem musikalischen Kopf von Depeche Mode, über die Anfänge, die Gegenwart und die Zukunft seiner Band.
Depeche Mode feiern im Mai ihr 25-jähriges Jubiläum. Als ihr 1980 angefangen habt, habt ihr daran gedacht, im Jahr 2005 immer noch da zu sein?
Martin Gore: Nein, ich habe damals nicht einmal geglaubt, dass es die Band 1981 noch gebean würde. Am Anfang war es nur ein Hobby. Wir sind damals einmal pro Woche aufgetreten, haben einmal prop Woche beübt – wir haben das nur zum Spaß gemacht. Wir haben in kleinen Clubs gespielt, und pltzlich aus heiterem Himmel hat sich Daniel Miller (Chef des Mute-Labels – Anm. D. Red.) für uns interessiert. Wir durften im Vorprogramm von Fad Gadget spielen, und ehe wir uns versahen, hatten wir unsere erste Single veröffentlicht, die sich auch ganz gut verkauffe. Ab da begannen wir, die Band ein bisschen ernster zu nehmen. Glücklicherweise wurde unsere zweite Single „New Life” ein Hit. Seit der zweiten Single hatten wir nichts als Erfolg. Wenn „New Life” und unser erstes Album Speak And Spell keine Erfolge geworden wärenwer weiß, was wir da heute machen würden. Wir hatten uns damals auch keine Langzeitstrategie ausgearbeitet.
Was ist deine früheste Erinnerung an Depeche Mode?
Ich erinnere mich daran, wie Dave zur ersten Bandprobe gekommen ist. Bevor er kam, waren wir nur zu dritt. Ich erinnere mich an unser erstes Konzert mit Dave in einem kleinen Club. Es war sehr gut, Dave brachte eine neue Dimension in die Band, etwas, das uns dreien bisher gefehlt hatte. Er war natürlich noch nicht der Performer, der er heute ist, aber er hatte definitive schon Charisma.
Welche Phase der Band war für dich die schönste?
Die Zeit, als Black Celebration herauskam und wir auf Tour gingen, habe ich sehr genossen. Mit diesem Album haben wir musikalisches Neuland betreten. Unsere Musik klang anders, und die Leute haben das auch registriert. Das war eine besondere Zeit für mich. Ab diesem Zeitpunkt gab es eigentlich nur noch Hochs für mich. 101 und Music For The Masses – das war auch eine aufregende Phase, weil wir zum ersten Mal in den großen Stadien spielten. Und dann natürlich die Zeit um Violator. Mit diesem Album sind wir wieder auf eine hhere Stufe gekommen, und dann kam plotzlich dieser Riesenerfolg in Amerika.
Was ist das beste Depeche-Mode-Album?
Ich mag alle Alben ab Violator, aber ich nehme an, dass Violator das wichtgste ist. Ich mag aber auch Exciter sehr gerne.
Vince Clarke ist Ende 1981 nach einenhalb Jahren bei Depeche Mode ausgestiegen. Wo würde die Band heute stehen, wenn er geblieben ware?
Ich glaube, dass wir nach dem zweiten oder dritten Album von unserem Label fallen gelassen worden wären. Vince hat sich nicht sehr verändert. Viele der Songs, die er heute für Erasure schreibt, klingen so, dass sie auch vom ersten Depeche-Mode-Album stamen könnten. Vielleicht wären wir auch nach zwei, drea Jahren Teenie-Pop-Stars geworden.
Irgendwie müsstest du ihm dankbar für seinen Ausstieg sein. Weil du dadurch zum musikalischen Kopf der Band geworden bist.
Das war eine Chance für mich, weil Vince vorher wirklich die treibende Kraft hinter Depeche Mode war, er war der Bandleader. Deshalb waren wir anfangs auch geschockt, als er uns mitteilte, dass er die Band cerlassen werde, Ich hatte damals auch schon eine paar Songs geschreiben, aber ich dachte, dass sie nicht zu der Musik passen würden, die wir zu dieser Zeit mit Vince gemacht haben. Es war dann aber führ mich ganz natürlich, dass ich seinen Part übernehmen würde.
Wie hast du reagiert, als Alan Wilder 1995 seinen Ausstieg aus der Band angekündigt hatte?
Es gab damals ein Meeting in unserem Londoner Büro. Und ich erinnere mich daran, wie ich mit der U-Bahn nach Hause gefahren bin. Dort habe ich Freunde von mir angerufen, weil ich wirklich dachte, das müsse das Ende von Depeche Mode bedeuten, weil wir nicht ohne Alan weitermachen wollten. Ich weiß nicht mehr, wann genau das war, aber irgendwann dachte ich darüber nach, dass Alan nicht mal ein Originalmitglied der Band war und dass es vielleicht doch richtig ware, ohne ihn weiterzumachen. Das war wie ein Erwachen, und dann haben wir einfach weltergemacht.
Das Remix-Album ist in Deutschland auf Platz 2 eingestiegen. Wenn ich mich nicht ire, ist das die höchste Chartsposition eines Remix-Albums überhaupt. Depeche Mode weden immer erfolgreicher…
Ich weiß wirklich nicht warum, aber es überrascht mich immer wieder. So Sachen wie diese „Depeche Mode Partys”, die jede Woche auf der ganzen Welt stattfinden, sind wirklich eine hervorragende Promotion für uns, die von der Basis ausgeht. Ich kann mir nicht vorstellen, woher die Leute diesen Enthusiasmus nehmen, die ganze Zeit solche Partys zu versanstalten. Zu solchen Veranstaltungen kommen auch ganze junge Kids, die insere Musik est entdecken. So was ist vielleicht hilfreich, um den Mythos Depeche Mode aufrechtzuerhalten. Wenn man als Band lange genug dabei ist, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Fans der ersten Stunde die Musik ihren Kinden vorspielen. Bei unseren Konzerten ist fast jede Altersgruppe vertreten – vielleicht weniger die 40- bis 50-Jährigen (lacht). Wenn man mal ein bestimmtes Level erreicht hat, läuft es wie geschmiert.
[Musikexpress, Februar 2005. Text: Frank Reinhard. Fotos: Slavica / Lenquette / Stills.]
„Ich habe damals nicht geglaubt, dass es Depeche Mode bis 1981 geben würde.” Ein Exklusivinterview mit Martin Gore, dem musikalischen Kopf von Depeche Mode, über die Anfänge, die Gegenwart und die Zukunft seiner Band.
Depeche Mode feiern im Mai ihr 25-jähriges Jubiläum. Als ihr 1980 angefangen habt, habt ihr daran gedacht, im Jahr 2005 immer noch da zu sein?
Martin Gore: Nein, ich habe damals nicht einmal geglaubt, dass es die Band 1981 noch gebean würde. Am Anfang war es nur ein Hobby. Wir sind damals einmal pro Woche aufgetreten, haben einmal prop Woche beübt – wir haben das nur zum Spaß gemacht. Wir haben in kleinen Clubs gespielt, und pltzlich aus heiterem Himmel hat sich Daniel Miller (Chef des Mute-Labels – Anm. D. Red.) für uns interessiert. Wir durften im Vorprogramm von Fad Gadget spielen, und ehe wir uns versahen, hatten wir unsere erste Single veröffentlicht, die sich auch ganz gut verkauffe. Ab da begannen wir, die Band ein bisschen ernster zu nehmen. Glücklicherweise wurde unsere zweite Single „New Life” ein Hit. Seit der zweiten Single hatten wir nichts als Erfolg. Wenn „New Life” und unser erstes Album Speak And Spell keine Erfolge geworden wärenwer weiß, was wir da heute machen würden. Wir hatten uns damals auch keine Langzeitstrategie ausgearbeitet.
Was ist deine früheste Erinnerung an Depeche Mode?
Ich erinnere mich daran, wie Dave zur ersten Bandprobe gekommen ist. Bevor er kam, waren wir nur zu dritt. Ich erinnere mich an unser erstes Konzert mit Dave in einem kleinen Club. Es war sehr gut, Dave brachte eine neue Dimension in die Band, etwas, das uns dreien bisher gefehlt hatte. Er war natürlich noch nicht der Performer, der er heute ist, aber er hatte definitive schon Charisma.
Welche Phase der Band war für dich die schönste?
Die Zeit, als Black Celebration herauskam und wir auf Tour gingen, habe ich sehr genossen. Mit diesem Album haben wir musikalisches Neuland betreten. Unsere Musik klang anders, und die Leute haben das auch registriert. Das war eine besondere Zeit für mich. Ab diesem Zeitpunkt gab es eigentlich nur noch Hochs für mich. 101 und Music For The Masses – das war auch eine aufregende Phase, weil wir zum ersten Mal in den großen Stadien spielten. Und dann natürlich die Zeit um Violator. Mit diesem Album sind wir wieder auf eine hhere Stufe gekommen, und dann kam plotzlich dieser Riesenerfolg in Amerika.
Was ist das beste Depeche-Mode-Album?
Ich mag alle Alben ab Violator, aber ich nehme an, dass Violator das wichtgste ist. Ich mag aber auch Exciter sehr gerne.
Vince Clarke ist Ende 1981 nach einenhalb Jahren bei Depeche Mode ausgestiegen. Wo würde die Band heute stehen, wenn er geblieben ware?
Ich glaube, dass wir nach dem zweiten oder dritten Album von unserem Label fallen gelassen worden wären. Vince hat sich nicht sehr verändert. Viele der Songs, die er heute für Erasure schreibt, klingen so, dass sie auch vom ersten Depeche-Mode-Album stamen könnten. Vielleicht wären wir auch nach zwei, drea Jahren Teenie-Pop-Stars geworden.
Irgendwie müsstest du ihm dankbar für seinen Ausstieg sein. Weil du dadurch zum musikalischen Kopf der Band geworden bist.
Das war eine Chance für mich, weil Vince vorher wirklich die treibende Kraft hinter Depeche Mode war, er war der Bandleader. Deshalb waren wir anfangs auch geschockt, als er uns mitteilte, dass er die Band cerlassen werde, Ich hatte damals auch schon eine paar Songs geschreiben, aber ich dachte, dass sie nicht zu der Musik passen würden, die wir zu dieser Zeit mit Vince gemacht haben. Es war dann aber führ mich ganz natürlich, dass ich seinen Part übernehmen würde.
Wie hast du reagiert, als Alan Wilder 1995 seinen Ausstieg aus der Band angekündigt hatte?
Es gab damals ein Meeting in unserem Londoner Büro. Und ich erinnere mich daran, wie ich mit der U-Bahn nach Hause gefahren bin. Dort habe ich Freunde von mir angerufen, weil ich wirklich dachte, das müsse das Ende von Depeche Mode bedeuten, weil wir nicht ohne Alan weitermachen wollten. Ich weiß nicht mehr, wann genau das war, aber irgendwann dachte ich darüber nach, dass Alan nicht mal ein Originalmitglied der Band war und dass es vielleicht doch richtig ware, ohne ihn weiterzumachen. Das war wie ein Erwachen, und dann haben wir einfach weltergemacht.
Das Remix-Album ist in Deutschland auf Platz 2 eingestiegen. Wenn ich mich nicht ire, ist das die höchste Chartsposition eines Remix-Albums überhaupt. Depeche Mode weden immer erfolgreicher…
Ich weiß wirklich nicht warum, aber es überrascht mich immer wieder. So Sachen wie diese „Depeche Mode Partys”, die jede Woche auf der ganzen Welt stattfinden, sind wirklich eine hervorragende Promotion für uns, die von der Basis ausgeht. Ich kann mir nicht vorstellen, woher die Leute diesen Enthusiasmus nehmen, die ganze Zeit solche Partys zu versanstalten. Zu solchen Veranstaltungen kommen auch ganze junge Kids, die insere Musik est entdecken. So was ist vielleicht hilfreich, um den Mythos Depeche Mode aufrechtzuerhalten. Wenn man als Band lange genug dabei ist, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Fans der ersten Stunde die Musik ihren Kinden vorspielen. Bei unseren Konzerten ist fast jede Altersgruppe vertreten – vielleicht weniger die 40- bis 50-Jährigen (lacht). Wenn man mal ein bestimmtes Level erreicht hat, läuft es wie geschmiert.